Stromnetze reißfest machen
02.09.2025, 14:32

Nicht nur die Bevölkerung in Deutschland altert, auch die Stromnetze werden immer älter: Im Durchschnitt dürften sie bald über 40 Jahre auf dem Buckel haben. Das treibt die Energiekosten in die Höhe und gefährdet die Energiewende. „Umfangreiche Modernisierungsinvestitionen sind unvermeidlich, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und die Ziele der Energiewende zu erreichen“, sagt Patrick Lemcke-Braselmann, Co-CEO der aream Group SE.

 

Deutschlands Stromnetze stehen vor gewaltigen Aufgaben. Der wachsende Bedarf durch E-Mobilität und Wärmepumpen sowie die fortschreitende Elektrifizierung der Industrie treibt den Stromverbrauch stetig in die Höhe. Gleichzeitig wächst der Anteil dezentral eingespeister Erneuerbarer Energie: Photovoltaik und Windkraft sorgen zunehmend für neue Lastfälle und schwankende Einspeisungen. Gleichzeitig muss ein großer Teil davon, der im Norden produziert wird, die Industriezentren im Süden erreichen.

 

Daher muss das Netz immer mehr leisten. Das Problem dabei: Viele Strommasten und Steuerungssysteme, die die Energieversorgung heute tragen, sind schon beträchtlich in die Jahre gekommen und genügen künftigen Anforderungen nur noch bedingt. Betriebsmittel im Mittelspannungsnetz, insbesondere Kabel, Schaltanlagen und Transformatoren, stammen zum Teil noch aus den 1960er- bis 1980er-Jahren. Laut Studien gelten rund 30 bis 50 Prozent der Infrastruktur als veraltet. Ein Drittel der Komponenten hat die typische Lebensdauer von etwa 35 Jahren bereits überschritten.

 

Zwar bedeutet ein hohes Durchschnittsalter nicht zwangsläufig einen unsicheren Betrieb – deutsche Netze zählen nach wie vor zu den zuverlässigsten weltweit. „Allerdings führt die Alterung zu einem steigenden Instandhaltungsaufwand und zu höheren Störungsrisiken“, erklärt Lemcke-Braselmann. Im deutschen Stromnetz ist es bereits zunehmend eng geworden: Die Kosten für den Umgang mit Engpässen sind zwischen 2019 und 2023 von 1,3 auf über drei Milliarden Euro gestiegen. 

 

Laut Studien ist bis zum Jahr 2045 mit Gesamtkosten von 650 Milliarden Euro zu rechnen, davon rund 320 Milliarden Euro allein für das Übertragungsnetz und etwa 323 Milliarden Euro für die Verteilnetze. „Deutschland kann die Klimaziele, Versorgungssicherheit und kostengünstigen Strom nur erreichen, wenn das Stromnetz intelligent und kosteneffizient erneuert und ausgebaut wird – auch im Zusammenspiel mit Speichern. Nur so können die prognostizierten Kosten deutlich unterschritten und gleichzeitig die geopolitische Unabhängigkeit erhöht werden“, sagt Lemcke-Braselmann. Dafür seien klare Rahmenbedingungen und schnellere Genehmigungsverfahren nötig. Zudem benötige man ausreichend Fachkräfte und Rohstoffe, um den Netzausbau voranzutreiben. „Es muss jetzt gehandelt werden“, so Lemcke-Braselmann.

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