Kirchliche Investoren werden bei Investments in Erneuerbare Energien aktiver
16.01.2020, 08:51

Kirchen wie konfessionelle Investoren insgesamt übernehmen mehr und mehr eine aktive Rolle bei nachhaltigen Investments. „Bislang hat man sich oft darauf beschränkt, Rendite zu erzielen, ohne explizit Schlechtes zu tun“, sagt Markus W. Voigt, Geschäftsführer der AREAM GmbH, die auf Investments in Erneuerbare Energien spezialisiert ist. „Immer stärker wollen diese Investoren jetzt aktiv eingreifen, um übergeordnete Investmentziele umzusetzen.“

 

Statt also bestehende Investments anhand eigener oder globaler Kriterien auf Verträglichkeit etwa mit ESG-Zielen zu prüfen und eine entsprechende Auswahl zu treffen, investieren viele kirchliche Einrichtungen vom Versorgungswerk bis zu Stiftungen jetzt aktiv, etwa in Erneuerbare Energien. „Das ist eine neue Qualität, die der nachhaltigen Wirtschaft einen zusätzlichen Schub verleihen wird“, sagt Voigt. Bereits heute investieren kirchliche institutionelle Investoren in Wind- oder Solarparks. „Und diese Zahl wächst.“


Die aktiven Investments sind eine direkte Folge davon, dass sich die Kirchen mit dem Thema beschäftigen: „Natürlich brauchen die Kirchen Rendite, um Werke und Einrichtungen zu betreiben, vom Kindergarten bis zu Friedhöfen“, sagt Voigt. „Auch die Pensionsverpflichtungen der Mitarbeitenden in der Kirche müssen in Zukunft finanziert werden.“ Kirchen haben sich schon immer mit den unterschiedlichen Dimensionen ihrer Geldverwaltung beschäftigt. „Der Mensch ist Urheber, Mittelpunkt und Ziel aller Wirtschaft“ heißt es bereits in Publikationen zum Zweiten Vatikanischen Konzil 1965. Der Mensch steht im Mittelpunkt, an seinem generationsübergreifenden Wohl müssen sich Wirtschaft und Geldanlage messen lassen. Mit diesem, in der jüngeren Vergangenheit stärker noch auf die Bewahrung der Schöpfung ausgerichteten Ansatz, gehen kirchliche Institutionen an Investitionsentscheidungen heran.


Bereits in den vergangenen Jahrzehnten haben sich kirchliche Investoren aus ethisch-moralischen Gründen von vielen Investitionen ferngehalten. Strenge Ausschlusskriterien etwa bei Themen wie Rüstung, Alkohol oder Menschenrechtsverletzungen durch Unternehmen sind bei vielen kirchlichen Investoren bereits gang und gäbe. „Die Diskussion um den Klimawandel und seine Folgen hat in den beiden großen christlichen Kirchen dazu geführt, hier deutlich sensibler zu werden“, sagt Voigt. So haben sich Investoren weltweit in einer Divestment-Bewegung zusammengeschlossen und stoßen Aktien oder Anleihen nicht klimafreundlicher Unternehmen ab. Nach Zahlen der Kapitalverwaltungsgesellschaft Hansainvest Hanseatische Investment-GmbH sind in Deutschland und Österreich institutionelle Investoren die Treiber dieser Bewegung: In Deutschland befanden sich Ende 2018 rund 93 Prozent der nachhaltigen Kapitalanlagen in institutioneller Hand: rund 40 Prozent bei kirchlichen Institutionen, mit einigem Abstand gefolgt von Versicherungsunternehmen (17 Prozent), öffentlichen Pensions- und Reservefonds (12 Prozent) und Stiftungen (zehn Prozent).


Durch den Verkauf nicht-nachhaltiger Investments ist eine hohe Liquidität geschaffen worden, die nach neuen Anlagezielen sucht. „Und ein Teil davon wird eben in Erneuerbare Energien gesteckt“, sagt Voigt, „denn hier sehen die kirchlich Verantwortlichen eine klare Win-Win-Situation aus Rendite und Verantwortung.

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