Solar-Hotspot Deutschland: Investitions-möglichkeiten in einem wachsenden Markt
21.08.2020, 09:00

Von Thomas Eisenbarth, Head Business Development, aream Group

 

Deutschland ist zurück auf der Solarweltkarte. Bei installierten Neuanlagen stieg die Kapazität von drei Gigawatt Peak (GWp) im Jahr 2019 auf 49,2 GWp. Damit erreicht Deutschland weltweit Platz vier hinter China, den USA und Japan – und ist führend in Europa. Italien kommt nur auf 20 GWp, Spanien gar nur auf 8,7 GWp.

 

Mit 47,5 Terawattstunden (TWh) lieferten Photovoltaik-Anlagen 2019 in Deutschland laut der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e. V. bereits acht Prozent des Bruttostrombedarfs, Tendenz steigend. Und der Zubau geht weiter: Zu den bisher circa 1,8 Millionen Anlagen werden weitere dazukommen. Obwohl die Förderung für Solaranlagen ausläuft, entwickelt sich Deutschland zum Hotspot für Solarinvestments. Sinkende Preise für Module und steigende Preise für den grünen Strom machen den Ausbau weiterhin sehr attraktiv. Aufgrund der gesunkenen Ausgaben sind Stromgestehungskosten bei Neuanlagen von rund 0,03 Euro pro Kilowattstunde (kWh) möglich. Bei bestehenden Anlagen werden nach Auslaufen der Abschreibungsdauer nach Ansicht des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) sogar Stromgestehungskosten von unter 0,01 Euro/kWh möglich.


Zudem steigt in den kommenden Jahren der Bedarf an Erneuerbaren Energien durch den Kohle- und Atomausstieg, den zunehmenden Energiehunger aufgrund der Digitalisierung und den Anstieg von Elektrofahrzeugen. Darüber hinaus wollen immer mehr Unternehmen ihre Ökobilanz verbessern und Ökostrom nutzen. Erste Stimmen sprechen gar von einer drohenden Ökostromlücke, wodurch Strom aus Erneuerbaren Energien noch wertvoller und somit teurer werden würde. Durch die problemlose und schnelle Entwicklung von neuen Solarparks, verglichen mit der Entwicklung von Windprojekten, hat Solar einen entscheidenden Vorteil, das Rennen um die geforderten Kapazitäten in Deutschland zu gewinnen.


Auch die Politik hat nachgezogen: Im Juni 2020 hat der Bundestag den bis dato in Deutschland geltenden Solardeckel aufgehoben, der bislang bei einem Ausbauvolumen von 52 GWp lag. Damit wäre die Energiewende nicht zu schaffen gewesen. Denn laut „Klimaschutzprogramm 2030 der Bundesregierung zur Umsetzung des Klimaschutzplans 2050“ soll bereits im Jahr 2030 der Anteil an Erneuerbarem Strom 65 Prozent des Bruttostromverbrauchs ausmachen. Derzeit liegt die Nettostromerzeugung in deutschen Kraftwerken für die öffentliche Stromversorgung bei 54,1 Prozent (Stand: 18.08.2020, 10.25 Uhr1). Der Solaranteil liegt dabei bereits bei 12,8 Prozent.


Durch den Auslauf der Förderung wird die Einnahmenseite zukünftig von Stromabnahmeverträgen, sogenannten PPAs (Power Purchase Agreements) bestimmt, die mit Unternehmern oder großen Stromerzeugern abgeschlossen werden. Hierbei ergeben sich weitere Erlöspotenziale durch professionelles Vertragsmanagement und aktive Vermarktung dieser attraktiven Stromproduktion.
Auch bei der Bewirtschaftung der Anlagen wird sich einiges tun: Zukünftig übernehmen Systeme mit künstlicher Intelligenz die Überwachung und Auswertung der Anlagen im laufenden Betrieb. Dadurch werden Wartungskosten gespart und rechtzeitig auf drohende Probleme hingewiesen, sodass die Verfügbarkeit der Anlagen stetig steigen wird.


Dies alles ist institutionellen Investoren nicht verborgen geblieben. Sowohl diejenigen, die bereits früh in den Markt für Erneuerbare Energien investiert haben, als auch neue Investoren schätzen die Zuverlässigkeit und gute Vorhersagbarkeit von Infrastrukturinvestments in diesem Bereich. Dazu kommt die Unabhängigkeit von etablierten Assetklassen wie Aktien, Anleihen und sogar Immobilien. Dies haben die Erneuerbaren Energien eindrucksvoll während der heißen Phase der Covid-19-Pandemie bewiesen: Unbeeindruckt vom Shutdown produzierten die Anlagen weiterhin Strom und waren ein verlässliches Investment in den turbulenten Märkten.


Daher ist gerade jetzt der richtige Zeitpunkt, in diesen wachsenden Markt zu investieren – entweder als Erstinvestment oder zur Erweiterung des bestehenden Portfolios älterer Anlagen. Dies gilt insbesondere für Investoren mit einem Übergewicht in Windinvestments, denn Solarinvestments liefern einen fast natürlichen Hedge zur Volatilität von Windanlagen. Sie wirken ausgleichend im Portfolio und liefern dadurch stabilere Returns aus dieser Assetklasse.

 

Datenquelle: 50 Hertz, Amprion, Tennet, TransnetBW, Destatis, EEX