Energiewende: Interessenpolitik zu Hause und auf der Weltbühne
14.02.2024, 14:20

Die deutsche Politik tut sich schwer damit, eigene Interessen zu benennen, selbst wenn sie eigentlich offensiv vertreten werden. Das betrifft den Bereich der Erneuerbaren Energien stärker als manches andere Politikfeld. „Natürlich klingt es für den ein oder anderen netter, den Schutz des Klimas und den Erhalt der Lebensgrundlagen der zukünftigen Generationen als alleinigen Grund für die Energiewende anzuführen“, sagt Markus W. Voigt, CEO der aream Group. „Doch mindestens genauso wichtig sind handfeste strategische und finanzielle Interessen.“ 

 

Beides hat vor allem mit der Verringerung von Abhängigkeiten zu tun. „Derzeit werden rund 75 Prozent des Gesamtenergiebedarfs für Deutschland importiert“, so Voigt. „Dabei handelt es sich vor allem um den Import von Öl, Gas, Kohle, aber auch von Strom.“ Der Umbau der Energiewirtschaft wird diesen Import deutlich verringern. Die Prognosen gehen dabei relativ weit auseinander, zeigen aber einen klaren Trend nach unten. So geht die Denkfabrik Agora Energiewende davon aus, dass 2045 noch rund 41 Prozent des Gesamtenergiebedarfs importiert werden müssen, die Deutsche Energie-Agentur mit nur noch 18 Prozent.

 

„Egal aber welche Prognose nun eher zutrifft – beide zeigen eine erhebliche Verringerung der Abhängigkeiten von anderen Staaten“, so Voigt. „Das ist ein guter und wichtiger Schritt, stärkt es doch die deutsche Position international und lässt mehr Raum, auch andere Interessen durchzusetzen.“ Denn angesichts einer stärkeren Energie-Unabhängigkeit muss bei manchen Entscheidungen nicht mehr so viel Rücksicht auf schwierige Partner genommen werden.

 

Doch neben dem Zugewinn an geopolitischem Handlungsspielraum sprechen auch starke finanzielle Interessen für einen schnellen Umbau der Energiewirtschaft. „Das hat zumindest zwei Seiten“, sagt Voigt: „So muss zukünftig weniger Geld ins Ausland bezahlt werden, um Energie einzukaufen, was dann im Inland für Investitionen zur Verfügung steht.“ 

 

Zum anderen gibt es aber schon heute viele internationale Spieler, die diese großen Investitionen in Infrastruktur tätigen und über die Zeit eine hohe Rendite daraus erwirtschaften. „Vor allem in den Öl- und Gas-Förderländern sind hohe Investitionen notwendig gewesen. Mittlerweile zahlt sich dies für die Staaten aus und sie haben genug finanziellen Spielraum, um etwa ihre Städte in großem Stil weiterzuentwickeln oder das Gesundheitswesen voranzutreiben“, sagt Voigt. 

 

„Durch die Energiewende sieht es nun so aus, dass mehr und mehr in Deutschland oder Europa investiert wird – eben auch mit Renditen in Milliardenhöhe in den kommenden Jahren und Jahrzehnten. Der Staat und die Regierung täten gut daran, diese Investitionen zu fördern. Das ist heute zwar teuer, zahlt sich dafür später aber umso mehr aus“, sagt Voigt. „Es wäre aber mindestens genauso gut, diese langfristigen Vorteile mehr herauszustreichen.“ 

 

Denn Deutschland wird angesichts seiner Vorreiterrolle früher als andere von den Rückflüssen aus den Investitionen und der damit einhergehenden deutlichen Verminderung von Energieimporten profitieren – zum Nutzen des Gesamtstaates. „Eine bessere Art, auch für kommende Generationen vorzusorgen, gibt es kaum“, sagt Voigt. „Denn hier treffen der Aspekt der Nachhaltigkeit sowohl in ökologischer wie finanzieller Sicht perfekt aufeinander und verstärken sich gegenseitig.“

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