Energiewende: Das bringt 2024
02.01.2024, 11:19

Bei den Erneuerbaren Energien stehen alle Zeichen auf kräftiges Wachstum. Der Staat fördert neue Anlagen, die Kosten sinken, die Bedingungen für Investitionen verbessern sich. „Für die Politik bleibt im neuen Jahr aber noch viel zu tun“, erklärt Markus W. Voigt, CEO der aream Group. Das Solarpaket müsse kommen und der dringend notwendige Speicherausbau brauche klare Regeln. 

 

Der Ausbau der Windenergie in Deutschland hinkt hinter den gesetzten Zielen deutlich hinterher, bei der Photovoltaik hingegen werden die Plangrößen um mehr als 40 Prozent übertroffen. „Der Ausbau wird sich im neuen Jahr nochmals beschleunigen, gerade in Deutschland ist mit positiven Schritten zu rechnen“, prognostiziert Voigt. Allerdings müssten die staatlichen Ausbaupakete vollständig kommen, fordert er, auch bei der Photovoltaik. Das Gesetz, das weitere Marktbarrieren für den Ausbau von Solarstromanlagen beseitigt, soll erst 2024 abschließend vom Bundestag beschlossen werden.

 

Günstig für die Energiewende: Die Kosten für Komponenten wie Module, Wechselrichter und Batterien sinken voraussichtlich weiter. „Zudem wird erwartet, dass die Zinsen am langen Ende etwas zurückgehen und Fremdkapital wieder günstiger wird“, so Voigt. Dies werde Leverage erneut attraktiver machen und den Eigenkapitaleinsatz vermindern. Der Personalengpass, der bislang den Ausbau noch hemme, scheine sich etwas zu entspannen. „Durch die Baukrise ist am Bau wenig los, wodurch mehr Personal beispielsweise für die Errichtung von PV-Anlagen zur Verfügung steht“, erklärt Voigt. Dies nutze bei der Photovoltaik allerdings mehr als bei der Windkraft.

 

Eine deutliche Verbesserung des Marktumfelds bringt 2024 auch die Übertragung der EU-Strommarktreform auf Deutschland. Ein wesentliches Element der Reform sind Contracts for Difference, bei denen Regierungen den Stromerzeugern langfristige Mindestpreise garantieren im Gegenzug für neue Investitionen in Erneuerbare Energien. Fällt der Marktpreis unter den vereinbarten Mindestpreis, zahlt der Staat die Differenz. „Damit wird eine entscheidende Grundlage für zusätzliche Investitionstätigkeit gesetzt“, so Voigt. „Nicht nur in Deutschland, sondern grundsätzlich in allen Ländern der EU.“

 

Damit die Erneuerbaren ihr volles Potenzial entfalten können, müssen allerdings die Übertragungsnetze ertüchtigt und vor allem die Speicherkapazitäten erweitert werden. „Was hier bislang noch fehlt“, kritisiert Voigt, „ist die Integration der Speicher in die Ausbaustrategie mit klaren Regeln und gesetzlichen Grundlagen.“ Hier müsse stärker priorisiert werden. Als saisonaler Speicher spiele Wasserstoff mittel- bis langfristig eine sehr wichtige Rolle, so Voigt. „Die Entwicklung bei grünem Wasserstoff dürfte mit erhöhter Geschwindigkeit weitergehen.“

 

Mehr Aufmerksamkeit – das zeigte bereits die vergangene UN-Klimakonferenz – erhalten auch Dekarbonisierungstechnologien wie CO2-Abscheidung. „Ein Nebeneffekt der Dekarbonisierungsstrategie ist, dass die Atomkraft wieder vermehrt Zuspruch erhält“, sagt Voigt. Dies könne sehr schnell zu unerwünschten Effekten führen: Strompreiserhöhungen durch Verzögerungen, Kostenexplosionen, Streit um Subventionen, Kühlung und Wartung sind vorprogrammiert. „Als Strompreistreiber wird die Atomkraft damit für die Erzeuger Erneuerbarer Energien sogar eine Chance für erhöhten Umsatz und bessere Rentabilität bieten.“

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